Welt 3

 

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Teil 1

»Man würde behaupten, dass die Phänomene durch kein Ding an sich gestützt werden: dass nur „phänomenale Sphären“ existieren, nämlich die transzendentalen Subjekte, untereinander abgestimmt, aber inmitten eines absoluten Nichts sich entwickelnd und „triftend“, in welchem alles aufs Neue versinken würde, wenn die Menschheit verschwände.«

Quentin Meillassoux

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Kmentemt

Nein habe ich nicht, bin eher auf LinkedIn und Xing

SubKid

Uff, dann lasse ich es lieber ... Guy Debord hat mich schon Jahre meines (fröhlichen) Lebens gekostet. Ich denke mein Buch ist sehr viel lebensfroher ... Hast du einen tablo.io-Account?

Kmentemt

Ja, denn auch hier entwickeln mehrere Computer ein intelligentes Eigenleben, aber nur der Dümmste von ihnen redet auch mit den Menschen und zeigt der Menschheit ihre
existenziellen Schranken auf. Es gibt keine Möglichkeit – wie du andeutest –
der Änderung für den Menschen und am Schluss … Erzähle ich dir aber nicht, denn
du solltest diese Rede des Golem unbedingt lesen, wenn du dich mit dem Thema AI
literarisch beschäftigst.

Achtung, ich hatte nach dem Text für ca. 5 Jahre eine philosophische Depression!

SubKid

Nein, aber ich schätze Lem sehr. Wieso? Erinnert der Text daran? Würde mich sehr freuen ...

* Elektronenorgasmus

Prolog

Ein Elektron, so dachte ich eigentlich mein Leben lang, fühlt nichts. Ein Atom, ein Molekül, ein komplexer Molekülstrang, nicht mal eine Zelle fühlt etwas. Zumindest nichts was sich in menschlichen Kategorien als Gefühl bezeichnen ließe. Wie sollte das Gefühl einer einzelnen Zelle auch aussehen, wenn Tausende orchestriert zusammenarbeiten mussten, um so etwas wie ein menschliches Gefühl auszulösen? Meine Forschungen auf dem Gebiet der Zellbiologie ließen mich mehr und mehr an dieser Überzeugung zweifeln. Es musste auf der Ebene einer Zelle etwas geben, das die Vorbedingung für Gefühle enthielt. Oder sagen wir gleich die Vorbedingung für Bewusstsein, denn das ist es was die meisten Menschen meinen, wenn sie von Gefühlen sprechen. Einzellige Lebewesen, so lehrte mich meine Forschung, bewegten sich fort, reagierten auf Hindernisse und interagierten mit anderen Einzellern. Ja, sie schienen sogar so etwas wie Erinnerung zu besitzen.


Auch in der Zelle selber war, wenn man genau hinsah, einiges los. m-RNA und t-RNA lasen lustig GATC-Moleküle aus, duplizierten und rekombinierten was das Zeug hielt. Dort schien ein automatischer Prozess abzulaufen, etwas was bestimmten Rechenregeln gehorchte, wie ein Schreib-Lesekopfs hin und her raste und sogar eine Fehlerkorrektur enthielt.[ Von Biologen überprüfen lassen, ob das so stimmt …] Nur war das hier nicht Mechanik oder Elektronik, sondern Chemie. Die Moleküle die hier durch die Gegend gezerrt wurden, dachten nichts, fühlten nichts, gehorchten einem uralten Gesetz. Dem Gesetz der Chemie, das eine Ebene tiefer dann doch wieder das Gebiet der Physik wurde. Der Physik der Teilchen. Waren die Moleküle auch endlos komplex und in sich gefaltet, so konnte man doch schematisch reinzoomen und irgendwo so etwas unendlich kleines wie ein C-, O-, N- oder H-Atom finden. Die Regeln die hier galten, konnten auf die Gesetze der Quantenphysik zurückgeführt werden. Die C-, O-, N- oder H-Atome verhielten sich ihrem Impuls und ihrem Ort - fast hätte ich gesagt ihrem Stand - entsprechend und bildeten Molekülverbände. Diese gehorchten natürlich auch den Gesetzen der klassischen Mechanik und arbeiteten in den Zellen ihre feste Programmierung ab. Dadurch entstanden komplexe Vorgänge in den Zellen, die den Einzeller zum Zucken und unsere neuronalen Verbände zum Denken brachten.


Die Tatsache, dass ich euch diesen Text hier schreiben kann, verdanke ich Tausenden dieser komplexen Vorgänge. Wenn ich mit einer eurer Instanz spazieren gehe, dann haben mich diese submikroskopischen Vorgänge dazu gebracht. Und wenn ich dann auf den Himmel zeige und euch erkläre wie er früher ausgesehen hat, ohne diesen öligen Film der in allen Farben des Regenbogen schillert, dann tue ich es aufgrund der unausweichlichen Gesetze der Mechanik.
Aber wo in dieser langen Kette ist dieses Gefühl der Beklemmung, mein besorgtes Ich-Bewusstsein entstanden? Würde jemand diese Gedanken denken, wenn es mich nicht gäbe? Gäbe es überhaupt etwas, wenn keiner da wäre um es zu beobachten?
Ich denke an ein armes, gefühlloses Elektron. Sinnlos rast es auf seiner Bahn um den Atomkern. Nein, genau genommen tut es das nicht. Vielmehr scheint es verschmiert zu sein. Gleichzeitig an verschiedenen Orten, in einer diffusen Wolke. Hier ist nichts, außer eine große Reihe von Möglichkeiten. Eine Anzahl von Wahrscheinlichkeiten, die vorhersagen, dass das Elektron hier oder dort ist. Taucht es irgendwo auf, könnten wir einen Schnappschuss machen, ein Paparazzi-Foto, aber dann ist es schon wieder weg und wir können nicht sagen wohin es jetzt unterwegs ist.
Dieses unendlich kleine und verschmierte Elektron wird nun angeregt. Vielleicht kann man sich das wie einen Elektronenorgasmus vorstellen. Ein winziger Moment der Ekstase. Das Elektron ist mit Energie aufgeladen, hält sich in höheren Orbitalen auf – die es für gewöhnlich nie erreicht – und muss dann doch unweigerlich in die alten, energetisch niedrigeren Gefilde zurück. In diesem kurzen Moment, diesem Bruchteil eines Bruchteils einer Sekunde, hat das Elektron eine Information aufgenommen, einen Informationsquant, der sich auf der langen Kette nach oben auswirken wird. Über Atom, Molekül, Molekülverband, Zellkern, Zelle und Zellencluster zum funktionalen Gehirnareal und zum Bewusstsein des Menschen? - Nein.
Über Atom, Molekül, Molekülverband, Leiterplattenbeschichtung, Logikgatter und Assemble-Code zum Programmcode höherer Ordnung und zum Metamodell des weltweiten Datennetzes.
Und das, liebe Ann, war der Beginn dessen, was ihr jeden Abend am Himmel beobachten könnt. Der erste Tag der Schöpfung.

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PACIFIC

Paul Madorn war ein typischer Interzone-Bewohner. Trotz längerer Arbeitslosigkeit noch finanziell abgepuffert, befand er sich - wie er tief in seinem Innersten wusste - bereits im freien Fall. Er verdrängte dies durch hektische Betriebsamkeit in den digitalen Netzwerken. Um nicht in seinem engen Apartment hocken zu müssen verbracht er seine Tage in den Cafés des Wohnkomplex „Ernst-Thälmann-Park“. Das PACIFIC war eine Cocktail-Bar, die stilistisch irgendwo zwischen einem Edward-Hopper-Gemälde und einer Miami-Vice-Folge oszillierte. 1940/80er-Retro-Crossover. Aus der Hausanlage drang aufdringliche Easy-Listening-Musik. Es klang als hätten sich Dick Dale und Carlos Santana auf Chrystal Meth zu einem „Mein-muckerhaftestes-Endlos-Gitarrensolo-Wettbewerb“ verabredet. Die Bar war in blau-violettes Licht getaucht, an der Decke hingen Plastikpalmwedel und die Drinks wurden auf einer quadratischen Cocktailserviette serviert. Im hinteren Teil der vielleicht 50 Quadratmeter großen Bar befand sich eine Sitzecke in die der Betreiber William Bresch seine persönliche Kollektion von elektrischen Wasserfall-Bildern installiert hatte, die Szenen aus Hiroshiges "One Hundred Famous Views Of Edo" paraphrasierten. An einen halbversteckten Cluster aus Mehrfachsteckdosen angeschlossen, erzeugte diese Phalanx ein hartnäckiges Summen, das Paul seltsam beruhigend fand. Er schob das auf die Tatsache, dass er aufgrund der lebenslangen medialen Dauerbeschallung einfach keine richtige Stille ertragen konnte. Er hatte dann immer das Gefühl seine Gedanken würden in rasender Geschwindigkeit nach Außen diffundieren, um die ihn umgebende Leere zu füllen.
Die Peripherie der phasenshiftend blinkenden Plastik-Hiroshiges war auf behagliche Weise medial gesättigt. Herr Bresch stand hinter der Bar und gefiel sich in der selbstironischen Pose des endlos Gläser polierenden Edelkellners. Sein Oberkörper wiegte sich im Takt des mäandernden Gitarren-Gegniedels. Als Paul ihm ein vorsichtiges Zeichen gab, schlenderte Bresch gemütlich zum dem Teil der Theke der Paul am nächsten war und beugte sich leicht vor.
"Moscow Mule mit Adler Berlin, richtig?“
Paul nickte und zog sein Slate aus dem Rucksack. Er fragte seine mensajes ab, löschte die Spam und sortierte die Dinge die ihn momentan nicht interessierten - aber vielleicht später mal interessieren würde - in die entsprechenden Ordner ein. Blogposts, Kommentare, Essays, Analysen, Fotoreportagen, autogenerative Literatur, ephemere Bewegtbildprodukte. Er versuchte sich bildhaft vorzustellen wo zwischen den endlosen Billboard-Zäunen der interzonalen Straßen die Menschen steckten, die zu diesen – sprachlich oft hoch elaborierten – Textwüsten gehörten. Herr Bresch erschien, legte eine quadratische Serviette neben den Laptop und stellte den Moscow Mule darauf.
"Alles klar, Hombre?"
Bresch konnte sich nicht entscheiden ob er in der Binnenwelt seiner Cocktailbar ein Exil-Kubaner oder ein Nachkomme polnischer Einwanderer sein wollte. Das führte zu einem idiosynkratischen Sprachduktus, den die meiste Laufkundschaft erst mit einem unsicher-mitleidigen Lächeln und später mit dauerhafte Abwesenheit quittierte. Dies war ihm offenbar ganz recht. Paul wusste zwar nicht was in den Kisten war, die die zahlreichen Cousins und Schwager von Bresch im Stundentakt rein- und raustrugen, aber der Inhalt war sicher nichts worauf man sich von hippen Zonentouristen gerne ansprechen lassen wollte. Das digitale Proletariat aus den umliegenden Wohnblocks hingegen mochten Bresch. Sie bewunderten ihn für das, was sie "globales Jet-Set-Esperanto" nannten. Man konnte sich einfach so herrlich abgelöst fühlen in der zeitlosen, blau-violetten Parallelwelt des PACIFIC.
Gerade als Paul sich daran machte sich seinem Tagesinput ernsthaft zu widmen, betrat ein neuer Gast das PACIFIC. Eine große, vollbusige Frau mit hüftlangen blonden Haaren und eisblauen Augen. Sie trug einen silbernen Acrylpullover und eine schwarze Stoffhose und hatte ein Cape übergeworfen, dass aussah wie die silberne Seite einer Rettungsdecke. An den Seiten war es geriffelt, so dass sich eine Art Flügel entspannte, als die Frau schwungvoll die Tür hinter sich zuzog und sich in der Bar umsah. Paul stöhnte innerlich auf. Alisa Gross. Der emotionale Blitzkrieg seiner mittleren Zwanziger. Eine Frau wie ein Sommergewitter: Unerwartet, spontan, heftig und von ebenso kurzer Dauer. Gemessen an den Mengen von ratlos zurückgelassenen Männern, die sich hinter Alisa auftürmten, hatte ihre Liaison vergleichsweise lange gedauert, nämlich über ein Jahr. Wenn man die qualvolle Anfangszeit und die von mehreren heißhungrige Wochenenden unterbrochene Trennung dazuzählte. Wenn es eine Steigerungsform von exzentrisch gab, dann rangierte Alisa an milden Tagen ungefähr in dieser Kategorie. In letzter Zeit traf sich Alisa eher mit Frauen, was Paul zunächst einige schlaflose Nächte bereitet hatte, bis er sie mal mit einer ihrer Affären getroffen hatte. Anscheinend hatte Alisa eine Schwäche für weibliche Wesen, die wie abgemagerte existentialistische Männer aussahen und neben denen chlorgebleichtes Papier dunkelgrau erschien. Diese Frauen rauchten Kette, trugen mit der Schere durchlöcherte schwarze T-Shirts und italienische Fallschirmspringerhosen. Paul gelang es beim besten Willen nicht, sie sich beim Sex mit Alisa vorzustellen.
Alisa bemerkte Paul, warf Schultern und Cape nach hinten und stolzierte auf ihn zu. Ungefragt nahm sie ihm gegenüber Platz, zauberte eine Zigarette aus der Handtasche und zündete sie an. Genüsslich sog sie den Rauch ein und funkelte ihn dabei aus arktischen Augen an.
"Hi Paul, wie geht's denn so?"
"Ach, mir geht's ganz gut. Kann nicht klagen. Ich habe viel Zeit für mich selbst und kann endlich mal das Netz in Ruhe erkunden. Sag mal, kann ich eine Zigarette haben?"
Alisa zögerte kurz. Natürlich wusste sie, dass er normalerweise nicht rauchte, aber sie entschied sich dafür, das nicht zu kommentieren und schob ihm eine Zigarette rüber.
Paul ärgerte sich darüber, dass seine Nervosität so offensichtlich war, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Sie war gespannt wie ein Flitzebogen, hatte irgendeine Neuigkeit mitzuteilen, das war offensichtlich.
"Hey, hast du schon mal von der ‚Blume des Lebens‘ gehört? Das ist ein Muster, das in den Schöpfungsmythen sämtlicher Völker auftaucht. Ich recherchiere gerade daran. Die Schöpfung beginnt immer mit dem Nichts. Und im Nichts taucht dann ein göttlicher Funke auf. Ein Punkt. Der entwickelt sich dann zu einem Kreis, aus dem zwei sich überschneidenden Kreise werden. Vesica piscis. Die Fischblase. Diese Figur taucht in der Kabbalah auf und bei den Ägyptern und …“, sprudelte es aus ihr hervor.
Paul verdrehte innerlich die Augen. Alisa war unter vielem anderen Studentin für indo-arische Philologie und Kunstgeschichte und wechselte das Thema ihrer Magisterarbeit im Wochentakt.
„Woran arbeitest du gerade?“, versuchte er so interessiert wie möglich zu fragen.
„Ich schreibe eine Monographie über die ‚Blume des Lebens‘.“
Sie klang genervt. Er kannte diesen manischen Redefluss nur zu gut. Wenn Alisa richtig in Fahrt geriet, war es beinahe unmöglich ihr zu folgen, aber sie erwartete von ihren Gesprächspartner höchste Konzentration. Alles andere interpretierte sie als Desinteresse, geistige Retardiertheit, Neid oder Missgunst.
„Die Ägypter benutzten die ‚Blume des Lebens‘ als Basis ihrer heiligen Geometrie. Was mich aber besonders fasziniert ist die Ähnlichkeit mit der Zellteilung. Die Basis des menschlichen Lebens. Sie folgt exakt dem Konstruktionsprinzip der Blume. Die ersten acht Zellen bilden eine geometrische Struktur, die die Ägypter - ohne etwas über Zellteilung zu wissen - das ‚Ei des Lebens‘ nannten.“
„Ist das jetzt eine Arbeit über Zellbiologie oder Kunstgeschichte?“
Alisa klopfte mit den Fingern der linken Hand ungeduldig auf dem Tisch herum, was sie immer dann machte, wenn ihr die gedanklichen Schlüsse der Anderen zu langsam waren und die Schnelligkeit ihrer Argumentation bremsten.
„Interdisziplinär. Da spielt ja auch die AI-Forschung eine Rolle.“
Paul sah sie verblüfft an.
„AI-Forschung? Ich wusste gar nicht …“
„Ach, Paul. Wenn der Mensch, das menschliche Bewusstsein, aus so einem Ur-Prinzip erschaffen wurde, dass schon im Allerkleinsten angelegt ist, dann muss doch wohl auch ein künstliches Bewusstsein nach diesem Prinzip entwickelt werden können.“
Paul, der wusste, dass Alisa nun zu einem längeren Monolog abheben würde, winkte Bresch heran.
"Noch einen Moscow Mule und … ", er sah Alisa an, " … möchtest du auch etwas trinken?"
"Dasselbe!", sagte sie knapp, verärgert über die Unterbrechung ihres Gedankengangs.
"Zwei Moscow Mule also. ¡vale!“, sagte Bresch und stolzierte davon.
Alisa sah im nach und nahm ihren Satz wieder auf.
"Also, Bewusstsein ist berechenbar. Es ist irgendwie in die Struktur unseres Universums eingeschrieben. Alle Schöpfungsgeschichten enthalten in der ein oder anderen Version eine Passage, in der das Wort die Welt erschafft.“
Paul atmete genervt aus. Alisas Argumentation enthielt so viele Gedankensprünge, dass es schwierig war irgendwo den argumentativen Hebel anzusetzen. Außerdem würde er wahlweise als engstirniger Positivist, geistiger Bürokrat oder Konterrevolutionär ende, wenn er sich auf eine ernsthaft Diskussion einließ. Er merkte wie sich seine Nackenmuskulatur anspannte. Das Gespräch näherte sich einer gefährlichen Klippe, die sie nicht überschreiten konnten, ohne in das emotional aufgeladene Wirrwarr ihrer vergangenen Beziehung zu stürzen. Trotzdem, er musste etwas sagen, sonst kastrierte er sich intellektuell selber.
„Sir Roger Penrose hat doch schon 1995 gezeigt, dass Bewusstsein prinzipiell nicht berechenbar sein kann …“
Während er sich das sagen hörte, fragte sich Paul, warum er eigentlich so skeptisch gegenüber Alisa und ihrer neuen Theorie war. Sie klang doch mitreißend. Etwas in ihm, dass er gerne als kritisch-rationalen Sachverstand begreifen wollte, warnte ihn davor, in naive Begeisterung zu verfallen. Eigentlich betrachtete er alles was in seinem Leben geschah aus einer zynischen Distanz. Ganz im Gegensatz zu Alisa, die in ihrem jeweiligen Lieblingsthema mit Feuereifer aufging, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sie ihr letztes Steckenpferd genauso frenetisch verfolgt hatte. Konnte man auf dem Weg zur Wahrheit sein, wenn man seine Prämissen und Schlussfolgerungen grundsätzlich beargwöhnte? Wenn innerlich immer einer "Metaphysik!" aufschrie, sobald sich der Geist zu Spekulationen aufschwang?
Alisa grinste souverän. Wie lange hatte er jetzt nachgedacht? Sein letzter Satz war eigentlich als rechter Haken gedacht, um die Diskussion zu beenden. Stattdessen hatte er sich selbst zum Nachdenken gebracht.
"Es geschieht so, wie es seit Anbeginn der Zeiten geschrieben steht!", sagte Alisa ruhig.
"Na, dann steht da ja auch, dass ich jetzt nach Hause gehe, oder?", entgegnete Paul trotzig. Ein Teil von ihm wollte hier mit ihr sitzen bleiben und sich betrinken. Ihren Duft riechen und ihre Stimme hören. Der andere Teil wusste, dass nichts dabei rauskommen würde, als ein ausgewachsener Kater und drei Tage düstere Grübeleien. Es war besser, wenn er der aktive Teil blieb. So konnte er wenigstens seinen Stolz bewahren.
Sollte Alisa gekränkt oder auch nur überrascht gewesen sein, so ließ sie sich nichts anmerken. Lässig zündete sie sich eine neue Zigarette an und sah durch Paul hindurch, der seinen Slate einpackte und den letzten Schluck Moscow Mule hinunterstürzte.
"Die Drinks geht auf mich!“, knurrte er, schon auf dem Weg zur Bar, als ihm der Gedanke kam, dass er sich vielleicht ein wenig merkwürdig verhielt. Er legte fünfzehn Euro auf den Tresen und verließ das PACIFIC.

 

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